Sprachforscher' einander gegenüber den (vom Lexikographen)
sezierbaren Körper der Sprache (
Kadaver
) einerseits, ihr dem Zugriff
des Anatomen entzogenes Wesen (
Geist
,
Leben
) andererseits.
Aufklärung als lexikographisches Prinzip der Lesartenanalyse – wie
schlägt sich die „linnäische“ Klassifikation nieder? Zum Beispiel im
Artikel
bilden
: Adelung unterscheidet zwei Hauptlesarten, 1. 'einem
Körper seine äußere Gestalt geben', 2. 'die Gestalt einer Sache
nachahmen, abbilden', eine Lesart, in der das Wort wenig mehr
gebraucht werde, außer in der Verbindung
bildende Künste
. Die erste
Hauptlesart unterscheidet Adelung wiederum in 1) 'mit Ertheilung der
äußern Gestalt verfertigen', es ist dies die eigentliche und weitere
Bedeutung, und in 2) den figürlichen, also übertragenen Gebrauch,
der wiederum unterschieden wird nach (a) 'den Fähigkeiten des
Geistes und Willens die gehörige Richtung geben' und (b) 'einbilden,
vorstellen', eine "jetzt veraltete[..] Bedeutung". Die
Bedeutungsstruktur des Verbs ist also wie folgt wiedergegeben:
bilden
1. einem Körper seine äußere Gestalt geben
1) Eigentlich und in weiterer Bedeutung, mit Ertheilung der äußern
Gestalt verfertigen
2) Figürlich
(a) Den Fähigkeiten des Geistes und Willens die gehörige Richtung
geben
(b) Einbilden, vorstellen
2. Die Gestalt einer Sache nachahmen, abbilden
...
Als vorläufiges Fazit lässt sich formulieren: Aufklärung durch
sorgfältige Analyse und Abgrenzung der Lesarten eines Lemmas ist ein
von Adelung streng verfolgtes lexikographisches Prinzip, und es ist
ein aufklärerisches Prinzip. 'Klare und deutliche Begriffe' –
Adelung als Lexikograph ist Aufklärer: Er strukturiert die
lexikalische Semantik der Wörter, gibt also 'klare und deutliche
Begriffe' von ihnen und leistet somit – dieses Selbstverständnis
wird er gehabt haben – einen Beitrag zur kulturellen
Fortentwicklung.
2.2 "eine hinlängliche Anzahl Beyspiele" – Autorität des Zitats
...
I,II,1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12,13,14,15,16,17,...55