widergespiegelt in der Banalität der Formeln des Todes". Immer aber:
der Völkermord im Zitat. Bäcker setzt es in Opposition zum
Narrativen: "Im Zitat kann sich die Subjektivität (des Täters, des
Opfers) kundtun, ohne durch Literatur gebrochen zu sein. Die
Reflexion des Zitats durch den Autor geschieht durch zitieren. Der
Körper des Wortes füllt sich mit dem zurückgenommenen Ausgesagten."
Formenvielfalt bezieht sich nicht nur auf die Textsorten, sondern
auch auf die sprachliche Präsentierung im engeren Sinn: Bäcker
verwendet Zahlen und Symbole, Wörter und kurze Aussagesätze,
erklärende Hypotaxen bis hin zu narrativen Erzählpassagen und
längeren Äußerungseinheiten. Immer aber aus einer drei Perspektiven:
der Völkermord aus der Sicht der Opfer, aus der Sicht der Täter und
der Völkermord als Gegenstand forensischer und wissenschaftlicher
Bearbeitung aus der Sicht gleichsam der Nichttäter. Das ,System
nachschrift' - es besteht auch in diesem Perspektivenwechsel, in der
Fokussierung desselben Gegenstands aus verschiedenen Blickwinkeln,
Perspektivität der Sichtweisen auf den Zivilisationsbruch. Diese
Perspektivenwechsel werden selbstverständlich sprachlich
reflektiert: Opfer, Täter, Nichttäter reden verschieden über den
Nationalsozialismus. Wirklich? Wir erwarten dies und finden uns auch
in der Regel bestätigt, werden jedoch mitunter feststellen: Die
Täter zwingen sowohl Opfern als auch Nichttätern ihre Sprache der
Buchhaltung und Verwaltung des Mordens auf, zwingen zu sprachlicher
Adaption. Sprachenwechsel und Sprachadaption möchte ich am Beispiel
von zwei Darstellungsformaten präsentieren, die ich Isolierung und
Serialisierung nenne. Isolierung und Serialisierung sind Formate, in
die Bäcker das Thema ,Verbrechen des Nationalsozialismus' bringt und
die er in Beziehung setzt zu den unterschiedlichen Perspektiven der
Beteiligten. Dass Texte der Täterperspektive dominieren ist dabei
möglicherweise auch ein Reflex der Machtverhältnisse von 1933ff.
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